Etwas, das von Geldbeutel zu Geldbeutel wandert
Geld macht nicht glücklich, aber wir leben nach seinen Regeln. Besser gesagt: nach denen der Leute, die das Geld regeln. Aber welches Geld? Und geht das auch anders?
Der Preis einer Sache ist die Menge dessen,
was ich Leben nenne,
die ich im Austausch dafür früher oder später hergeben muss.
Henry David Thoreau
Mit dem lieben leidigen Geld ist es so eine Sache. Seit wir weitgehend auf den direkten Tauschhandel verzichten und den Umweg über das Geld bevorzugen, hat der Mammon eine enorme Macht über unser Leben erhalten. Besser müsste man sagen: Wir haben uns dem Konzept unterworfen.
Abgesehen von solchen Grundsatzüberlegungen gibt es seit geraumer Zeit Diskussionen darüber, welche Art von Geld sinnvoll oder notwendig sei. In der Regel geht es dabei um die Frage nach Bargeld oder digitalem Geld. Bei der digitalen Version wird noch zwischen digitalen Zentralbankwährungen (CBDC) und Kryptogeld wie Bitcoin unterschieden.
Digitale Bezahlsysteme im Sinne von CBDC zählen auf eine sehr mächtige Lobby aus Konzernen, Institutionen, Organisationen und Stiftungen. Die gezielte Zurückdrängung des Bargelds mit dem Ziel, es schließlich zu ersetzen, wird von Kritikern unter anderem wegen des Verlusts an Privatsphäre abgelehnt. Die praktisch unbegrenzten Kontrollmöglichkeiten von CBDC lassen den Überwachungsstaat klar durchscheinen. Edward Snowden ist ein prominenter Warner vor derart gefährlicher Machtfülle.
Norwegen hat die bargeldlose Agenda inzwischen abgelehnt. Seit dem ersten Oktober sind Geschäfte dort gesetzlich verpflichtet, Bargeld als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Bisher waren Scheine und Münzen gerade auch in diesem Land ganz im Sinne des Weltwirtschaftsforums (WEF) faktisch bekämpft worden.
Wie wir uns auch im Kleinen und im Alltag für den Erhalt des Bargelds einsetzen können, dazu hat Hakon von Holst gerade bei Overton einen Artikel re-publiziert. Darin berichtet er über das Projekt «Tübingen zahlt bar». Die Händler, Gastronomen und Privatpersonen, die sich an der Initiative beteiligen, vereint ihr Engagement für eine Zukunft mit Bargeld. Das sei ein «sehr konsensfähiges Thema» mit einer breiten Unterstützung. Daher würden unterschiedliche politische Ansichten zugunsten eines Minimalkonsenses möglichst außen vor gelassen.
Man sieht einerseits die Gebührenlast des Händlers für Kartenzahlungen, die Konzernen wie Mastercard und Visa märchenhafte Gewinne einbringt. Wenn dann das Bargeld nach und nach verschwinde, würde dieser Gebührendruck unweigerlich steigen, weil die Konkurrenz des anderen Zahlungsmittels fehle.
Andererseits thematisiert die Initiative den kulturellen Verlust in einer weitgehend bargeldlosen Welt. Mit Bargeld gehe auch ein jahrtausendealtes Symbol verloren, «etwas, das von Geldbeutel zu Geldbeutel wandert». Dieses Symbol weise darauf hin, dass Leben nur durch Austausch funktioniere und dass wir aufeinander angewiesen seien. Einer der Beteiligten erklärt:
«Menschen werden immer mehr zu Inseln, die miteinander immer weniger zu tun haben und von einer anonymen Autorität abhängig sind.»
Nicht vergessen sollten wir jedoch, dass Bargeld auch Zentralbankgeld ist. Die Kontrolle darüber haben also nicht wir, sondern die Menge und der Preis werden von den Notenbanken gesteuert. Bargeld erfordert außerdem eine Infrastruktur für Herstellung, Verteilung und Prüfung, die wir Bürger nicht mal eben leisten können. Theoretisch müssten wir die Zentralbanken überflüssig machen.
An dieser Stelle landen wir automatisch beim Kryptogeld. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie bieten alternative Zahlungssysteme wie Bitcoin & Co. eine dezentrale Struktur und transparente Prozesse – völlig unabhängig von Banken. Das ist ein interessantes Thema, allerdings komplex und mit seinen Vor- und Nachteilen, wie alles. Mehr dazu bald mal in einem anderen Beitrag.
Dieser Beitrag ist zuerst auf Transition News erschienen.